Weiße Flecken auf der Karte: Mittelalterliche englische Handschriften in deutschen Bibliotheken
Im Hoch- und Spätmittelalter war Englisch unter den westeuropäischen Sprachen eine marginale Sprache, die es – zumindest in schriftlicher Form – wohl kaum jemals über den Ärmelkanal schaffte. Während die lateinischen Werke der zahlreichen englischen Gelehrten aus Oxford, Cambridge und anderswo vielfach kopiert und in großer Zahl auf den Kontinent exportiert wurden, geht die Zahl englischsprachiger Exporte im Mittelalter gegen Null. Dennoch gibt es immerhin 40 Handschriften mit englischen Versen, Prosatexten oder Anmerkungen und Glossen, die auf unterschiedlichen Wegen und zu unterschiedlichen Zeiten nach Deutschland gelangt sind. Hinzu kommen 16 Handschriften der Gesta Romanorum, in denen mittelenglische Verse und andere Ausdrücke von
kontinentalen Schreibern kopiert wurden. Nichts davon ist bis dato hinreichend dokumentiert oder katalogisiert. Der Vortrag bietet einen ersten Überblick über den Bestand und wird anhand von Fallbeispielen forschungsrelevante Perspektiven aufweisen. Daneben gibt er auch einen Einblick in die Mühen der Handschriftenbeschreibung sowie die freudigen Momente überraschender Entdeckungen.